Gintaras Rinkevičius
Gintaras Rinkevičius (*1960) ist einer der prominentesten weltweit anerkannten Künstler aus Litauen. Seine Ausbildung erhielt er an den Konservatorien in Moskau und St. Petersburg. 1983 ermöglichte ihm sein Erfolg bei der 5. Confederate Conductors' Competition in Moskau, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Mit dem Sieg beim renommierten Herbert-von-Karajan-Dirigentenwettbewerb 1985 und ein Jahr später beim Wettbewerb In memoriam János Ferencsik in Budapest erhielt seine Karriere einen immensen Aufschwung.
Nach diesen beeindruckenden Erfolgen, kaum 28 Jahre alt, wurde er 1988 dazu eingeladen, das Staatliche Sinfonieorchester Litauen (LVSO) zu gründen. Seit über dreißig Jahren steht Gintaras Rinkevičius dem Orchester nun als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter vor.
Darüber hinaus war er von 1996 bis 2003 Künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Lettischen Nationaloper und von 2007 bis 2009 deren Erster Gastdirigent. Von 2002 bis 2005 war Gintaras Rinkevičius Chefdirigent der Oper von Malmö. In den Jahren 2008 bis 2017 stand er dem Akademischen Symphonieorchesters Nowosibirsk als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter vor, seit 2017 leitet er zudem das Symphonieorchester Liepāja. Von 1983 bis 2018 unterrichtete er an der Litauischen Akademie für Musik und Theater und erhielt 2008 den Titel eines Professors.
Die Tätigkeit des LVSO begann in der Zeit der nationalen Wiederbelebung am Ende der 1980er-Jahre und entwickelte sich parallel zur Geschichte der wiedererlangten Unabhängigkeit Litauens. Gintaras Rinkevičius und sein Orchester wurden zu einem Symbol des jungen Staates und der Erneuerung seiner aufgewühlten Gesellschaft. Die Konzertprogramme boten nie Dagewesenes im Musikleben der Hauptstadt und führten das litauische Publikum in damals unerhörte Meisterwerke ein: Wagners Parsifal, Elgars Der Traum des Gerontius, Honeggers Oratorium Jeanne d’Arc au bûcher oder Waltons Belshazzar's Feast. Gintaras Rinkevičius begründete außerdem die Mahler-Rezeption in Litauen, indem er mit dem LVSO sämtliche Symphonien zur Aufführung brachte und für Tonträger einspielte. Im Jahr 2019 stellten sich Rinkevičius und sein Orchester einer weiteren ehrgeizigen Herausforderung, mit der Einstudierung aller Symphonien von Bruckner und Schostakowitsch im Laufe der nächsten Jahre.
Als Konzertdirigent ist Gintaras Rinkevičius regelmäßig bei namhaften internationalen Orchestern zu Gast und leitet Aufführungen unter anderem bei den Berliner Symphoniker, der Staatskapelle Weimar, das Tampere und Copenhagen Philharmonic Orchestra, Odense Symphony Orchestra sowie dem Russian National und dem Russian State Symphony Orchestra. Seine Dirigate führten ihn in berühmte Konzertsäle wie das Festspielhaus Salzburg, die Londoner Royal Albert Hall, das Théâtre des Champs-Élysées, den Palau de la Música und die Moskauer Philharmonie. Dabei trat er an der Seite herausragender Solistinnen und Solisten auf, etwa Yuri Bashmet, Oleg Kagan, Gidon Kremer, David Geringas, Violeta Urmana, Sergei Larin, Matti Salminen, Badri Maisuradze, Katia Ricciarelli, Viktor Tretjakov, Peter Donohoe und Roger Muraro.
Eine weitere Leidenschaft von Gintaras Rinkevičius ist die Oper. Als Operndirigent debütierte er 1987 am Ungarischen Nationaltheater in Mozarts Die Entführung aus dem Serail. Weitere Engagements führten ihn unter anderem zur Lettischen Nationaloper, der Oper in Göteborg, an die Malmö Opera, die Scottish Opera und ans Moskauer Bolschoi-Theater. Im Jahr 1995 dirigierte er das LVSO in Oskaras Koršunovasʼ Inszenierung von Wagners Der fliegende Holländer auf der Bühne des Litauischen Nationalen Opern- und Balletttheaters. Im Jahr 2006 schlossen sich das LVSO und Gintaras Rinkevičius mit der Regisseurin Dalia Ibelhauptaitė zusammen und riefen die unabhängige Operngesellschaft bohemiečiai (Bohemiens) ins Leben, aus der schließlich die Vilnius City Opera hervorging. Seither präsentierten sie eine Vielzahl an Musiktheaterproduktionen und konzertanten Opernaufführungen, die zu den herausragenden Ereignissen des nationalen Kulturlebens zählen.
